Sterbende begleiten

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Eine ehrenamtliche Mitarbeiterin begleitete einen älteren krebskranken Mann und seine Frau. Der Verlauf der Krankheit war fortgeschritten, von Tag zu Tag war der körperliche Abbau sichtbarer. Die Frau, die ihren Mann schon seit mehreren Jahren pflegte, genoss die Stunden mit der die Mitarbeiterin von Fidelius. Entweder nutzte sie diese Zeit als Entlastung und ging in Ruhe, ohne dem schlechten Gefühl, dass sie ihren Ehemann allein ließ, einkaufen oder sie trank einen Kaffee mit der Mitarbeiterin, wobei  sie sich über ihr Leben, über ihre Sorgen und Ängste und über bessere Zeiten austauschte. „Manchmal denke ich, dass es gut wäre, wenn mein Mann jetzt sterben würde.“, sagte sie mit Unbehagen. „Bin ich eine schlechte Ehefrau?“, spann sie diesen Gedanken weiter. Daraufhin antwortete die Mitarbeiterin, dass sie diese Gefühle der Frau verstehe: „Du wünscht dir, dass dein Mann keine Schmerzen mehr hat, dass ihr beide von dieser schweren Situation erlöst werdet, dass du entlastet wirst und dein Alltag mehr Leichtigkeit und Lebensfreude bekommt, oder? Durch diese ausgesprochenen Gedanken machte sich eine Erleichterung in der Frau breit. Sie liebte ihren Ehemann, war jedoch der Pflege sehr gefordert. Gleichzeitig machte sie sich Druck wegen dieser „schlechten Gedanken“. Diese konnten durch das Gespräch etwas aufgehellt werden. Mitarbeiterin und Ehefrau überlegten gemeinsam, wie sie in ihrem Alltag ganz praktisch ein paar Minuten zum Auftanken nutzen und mehr Hilfe bekommen kann.

Manchmal ist es gut, in quälenden Situationen einen neutralen Gesprächspartner an der Seite zu haben. Solche Gedanken hören wir von vielen Personen, die ihre Angehörigen pflegen. Es tut gut, wenn sich ein Raum findet, in dem darüber gesprochen werden kann, damit durch diese Gedanken keine zusätzliche Last entsteht und Möglichkeiten zur Entlastung gefunden werden.